Lipohypertrophie
Lipohypertrophie bedeutet eine Vermehrung von Fettgewebe. Dieser Ausdruck bezeichnet in der Medizin zwei unterschiedliche Formen von Fettgewebsvermehrungen.
1. In der Diabetologie eine lokalisierte Fettgewebsvermehrung im Bereich der Injektionsstellen von Insulin, auch als "Spritzhügel" bezeichnet, die sich meist an den proximalen Oberschenkeln vorne oder an der vorderen und seitlichen Bauchhaut finden. Ursache ist, dass das unter die Haut injizierte Insulin dort lokal das Wachstum von Fettzellen fördert. In diesen Spritzhügeln ist dann allerdings die Resorption von Insulin gestört, sodass die Insulindosis übermäßig erhöht werden muss. Zur Vermeidung solcher Spritzhügel und überhöhter Insulindosierungen sollte die Injektionsstelle von Insulin häufig gewechselt werden.
Die Lipohypertrophie ist eine weiche Umfangsvermehrung infolge einer Mehrbildung (Hypertrophie) des Unterhautfettgewebes. Sie können überall auftreten wo Insulin gespritzt wird. Lipos kommen häufiger vor als angenommen und werden häufig nicht erkannt. Eine Studie zur Insulininjektion (Schmeisl et al, 2009) hat ergeben, das über 40% aller insulinpflichtiger Diabetiker eine Lipo aufweisen.
Anmerkung Carmen
2. In der Lymphologie eine Fettgewebsvermehrung der Extremitäten, die sich fast ausschließlich bei Frauen findet. Zur Abgrenzung gegenüber der vorgenannten Lipohypertrophie in der Diabetologie sollte in der Lymphologie der Ausdruck "Extremitäten-Lipohypertrophie" (EL) verwendet werden. Der Ausdruck "Lipohypertrophie" wurde 1993 von U. Herpertz ([Du musst angemeldet sein um diesen Link zu sehen]) in die Lymphologie eingeführt, da bis dahin diese Fettgewebsvermehrungen von den Lymphologen ([Du musst angemeldet sein um diesen Link zu sehen]) fälschlich als Lipodystrophie bezeichnet wurden. Eine Dystrophie bedeutet jedoch einen Mangel oder eine Minderanlage, also das Gegenteil einer Lipohypertrophie. Bei der EL ist die Fettgewebsvermehrung sowohl durch eine Vermehrung (Hyperplasie) als auch durch eine Vergrößerung (Hypertrophie) der Fettzellen verursacht. U.Herpertz hat sich bei der Namenseinführung 1993 für die Hypertrophie entschieden, weil sie sprachlich das Gegenteil zur Dystrophie darstellt.
Über die Häufigkeit der Lipohypertrophie gibt es keine verlässlichen Zahlen, wird es auch nie geben, da die Einschätzung, ob eine Lipohypertrophie vorliegt, zumindest bei geringer Ausprägung, eine sehr subjektive Beurteilung darstellt.
Therapie:
Eine Therapie ist prinzipiell nicht erforderlich, da die Lipohypertrophie keine Beschwerden verursacht, allenfalls ein Schweregefühl der Beine bei massiver Ausprägung Eine geringe Volumenreduktion ist bei gleichzeitig bestehender Adipositas durch eine Gewichtsabnahme möglich. Eine wesentliche Volumenreduktion ist allerdings nur durch eine Liposuktion erreichbar, gegen die aus lymphologischer Sicht keine Bedenken bestehen.
Lipödem:
In seltenen Fällen kann sich aus einer Extremitäten-Lipohypertrophie später ein Lipödem (http://www.lipödem.de) entwickeln, dass dann durch Spannungsbeschwerden und starke Druckempfindlichkeit des vermehrten Fettgewebes charakterisiert ist. Dabei ist das Bestehen einer Lipohypertrophie die Voraussetzung zur Entstehung eines Lipödems. Beim Lipödem können die Beschwerden durch eine Kompressionsbestrumpfung und eventuell zusätzliche Manuelle Lymphdrainage gebessert werden.
Literatur:
McNally PG et al.: Lipohypertrophy and lipatrophy complicating treatment with highly purified bovine and porcine insulins. Postgrad Med J 1988; 64: 850-853.
Peter Hien, Bernhard Böhm: Diabetes-Handbuch: eine Anleitung für Praxis und Klinik. 5. Aufl.
Herpertz U. Das Lipödem - was ist das genau? Physiotherapie 1993; 5: 191-195.
Herpertz U.: Das Lipödem. Zeitschrift für Lymphologie 19/1, 1995, 1
Herpertz U.: Krankheitsspektrum des Lipödems an einer Lymphologischen Fachklinik. Vasomed 9/5, 1997, 301
Herpertz U.: Entstehungszeitpunkt von Lipödemen. Lymphologie in Forschung und Praxis 08/2, 2004, 79
Herpertz U.: Adipositas-Diagnostik in der Lymphologie. Lymphologie in Forschung und Praxis 13/2, 2009, 34
Bei der Lipohypertrophie handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sie ist eine Zustandsbeschreibung.
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Studie: Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes durch richtige Spritztechnik
Pressemitteilung: Becton Dickinson GmbH
Vermeidung von Lipohypertrophie reduziert schwankende Blutzuckerwerte bei Diabetikern
Bauch eines Kindes mit Lipohypertrophie Eine geringere Schwankung des Blutzuckerspiegels lässt sich durch eine gute Spritztechnik erreichen, etwa mit dem Wechsel der Spritzstellen (= Rotation), konsequenter Einmalverwendung von Kanülen und der Verwendung kurzer Pen-Nadeln.
Eine aktuelle Studie von Blanco et al. kommt zu dem Schluss, dass ein korrekter Wechsel der Spritzstellen (= Rotation) ein entscheidender Faktor zur Vermeidung von Lipohypertrophien (gutartige Schwellung und/oder Verhärtung des Unterhautfettgewebes) ist. Diese Vorgehensweise steht mit einer Verringerung von Blutzuckerschwankungen und Unterzuckerungen sowie einer Reduzierung des Insulinverbrauchs und somit der Kosten in Verbindung.
Die Studie fand eine Korrelation zwischen dem Vorliegen einer Lipohypertrophie und der Schwankung des Blutzuckerspiegels. Bei Lipohypertrophie handelt es sich um die Zunahme des subkutanen Fettgewebes an Stellen, an denen wiederholt Insulin gespritzt wird. Als Folge davon schwankt die Resorption des gespritzten Insulins und es kann sowohl zur Überzuckerung als auch zur Unterzuckerung kommen. Eine gute Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist notwendig, um die Gefahr schwerwiegender Langzeitkomplikationen des Diabetes zu verringern, beispielsweise Netzhaut-, Nieren- und Nervenschäden.
Blanco et al. stellten fest, dass fast zwei Drittel (64 %) der Insulinverwender eine Lipohypertrophie aufwiesen. Den Studienergebnissen zufolge trat bei 39,1 % der von einer Lipohypertrophie betroffenen Patienten eine Unterzuckerung ungeklärter Ursache auf, während dies nur bei 5,9 % der Patienten ohne Lipohypertrophie der Fall war. Zudem schwankte der Blutzuckerspiegel bei 49,1 % der Patienten mit Lipohypertrophie, jedoch nur bei 6,5 % der Patienten, bei denen es nicht zur Veränderung des Fettgewebes gekommen war.
Zu den derzeit besten Vorbeugungs- und Behandlungsstrategien im Hinblick auf die Lipohypertrophie zählen der Wechsel der Spritzstellen nach jedem Spritzen und die strikte Einmalverwendung von Pen-Nadeln. Kanülen sind nach dem ersten Gebrauch stumpf und können bei Wiederverwendung das Gewebe schädigen. Blanco et al. beobachteten in ihrer Studie, dass das Vorliegen einer Lipohypertrophie mit der Wiederverwendung von Kanülen in Zusammenhang stand. Ein Trend zu stärkerer Lipohypertrophie war erkennbar, je häufiger Kanülen wiederverwendet wurden. Laut einer in Europa durchgeführten epidemiologischen Studie zur Spritztechnik ist das Risiko einer Lipohypertrophie bei Diabetikern, die Kanülen wiederverwenden, um 31 % höher als bei denjenigen, die dies nicht tun.
Die Studie von Blanco et al. ergab, dass 98 % der Patienten mit Lipohypertrophie die Spritzstellen entweder nicht oder falsch wechselten, während nur 5 % der Patienten, die die Spritzstellen korrekt rotierten, eine Lipohypertrophie aufwiesen.
Aufgrund der unterschiedlichen Dicke der subkutanen Fettschicht birgt die Rotation der Spritzstellen über einen größeren Bereich die Gefahr, Insulin versehentlich in den Muskel zu spritzen. Die Verwendung von kurzen (4 mm) Pen-Nadeln verringert jedoch das Risiko einer intramuskulären Injektion, ohne dass dabei häufiger nach der Injektion Insulin aus der Einstichstelle austritt. Selbst beim Spritzen im 90° -Winkel ohne Hautfalte ist das Risiko einer intramuskulären Injektion gering. 4 mm Pen-Nadeln eignen sich für die Insulintherapie bei Erwachsenen unabhängig vom BMI sowie für Kinder und Jugendliche (hier kann jedoch die Bildung einer Hautfalte erforderlich sein). Anwender der 4 mm Pen-Nadeln berichteten, dass das Spritzen damit weniger schmerzhaft sei, was zu einer höheren Therapietreue, einem besserem psychischen Befinden und einer höheren Lebensqualität beitragen kann.
Die Studie kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Patienten mit Lipohypertrophie mehr Insulin benötigen, da die Veränderung des Unterhautfettgewebes als Barriere wirken kann. Patienten ohne Lipohypertrophie benötigten im Durchschnitt pro Tag 15 Insulineinheiten weniger, was bei einem Gesundheitswesen der Größe Spaniens Kosteneinsparungen von 122 Millionen Euro für die Patienten und die Gesundheitseinrichtungen bedeuten kann.
Kenneth Strauss - Mitautor der Studie, Endokrinologe, Leiter der Abteilung Sicherheit in der Medizin der European Medical Association (EMA) sowie Global Medical Director von BD -, sagt dazu: "Die Studie von Blanco et al. unterstreicht, wie wichtig eine gute Spritztechnik ist, um den Blutzuckerspiegel optimal einzustellen. Zur Vermeidung von Schwankungen des Blutzuckerspiegels und der damit einhergehenden negativen Folgen sollte jeder Diabetiker, der Insulin spritzt, seine Spritzstellen wechseln, keinesfalls Kanülen wiederverwenden und lernen, Lipohypertrophie selbst zu erkennen. Die Spritzstellen sollten mindestens alle sechs Monate von einem Arzt begutachtet und abgetastet werden, und der Patient sollte auf die Vorteile der kurzen Pen-Nadeln hingewiesen werden. Die Schwankungen der Insulinresorption und des Blutzuckerspiegels lassen sich reduzieren, wenn die Spritzstellen korrekt gewechselt werden. Der Effekt kann zusätzlich durch die Verwendung von 4mm Nadeln unterstützt werden. Die Tatsache, dass nahezu zwei Drittel der Diabetespatienten eine Lipohypertrophie aufweisen, ist sehr beunruhigend, und es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um diese Zahl zu senken."
Quellen
Blanco M, Hernández MT, Strauss KW, Amaya M. Prevalence and risk factors of lipohypertrophy in insulin- injecting patients with diabetes, Diabetes Metab. 2013 Oct;39(5):445-53.
Richardson T and Kerr D, Skin-Related Complications of Insulin Therapy: Epidemiology and Emerging Management Strategies, Am J Clin Dermatol, 2003; 4 (10): 661-667
Frid A et al New injection recommendations for patients with diabetes, Diabetes & Metabolism 36 (2010) S3-S18
Strauss K, De Gols H, Hannet I, Partanen TM, Frid A. A pan-European epidemiologic study of insulin injection technique in patients with diabetes. Practical Diabetes International 2002, 19: 71-76
Blanco M, Hernández MT, Strauss KW, Amaya M. Prevalence and risk factors of lipohypertrophy in insulin- injecting patients with diabetes, Diabetes Metab. 2013 Oct;39(5):445-53.
Ibid.
Birkebaek N, Solvig J, Hanson B, et. al. A 4 mm needle reduces the risk of intramuscular injections without increasing backflow to skin surface in lean diabetic children and adults. Diabetes Care 2008:31(9):e65.
Laurence J. Hirsch, Michael A. Gibney, John Albanese, Shangkang Qu, Kenneth Kassler-Taub, Leslie J. Klaff, Timothy S. Bailey, Comparative glycemic control, safety and patient ratings for a new 4 m x 32G insulin pen needle in adults with diabetes. Current Medical Research & Opinion, Vol. 26, No. 6, 2010, 1531-1541.
Lo Presti D, Ingegnosi C, Strauss K. (2012) Skin and subcutaneous thickness at injecting sites in children with diabetes: ultrasound findings and injecting recommendations. Pediatr Diabetes. Nov, 13 (7): 525-33
Hirsch LJ, Gibney MA, Albanese J, et al. Comparative glycemic control, safety and patient ratings for a new 4 mm x 32G insulin pen needle in adults with diabetes. Curr Med Res Opin. 2010; 26 6): 1531-1541.
Blanco M, Hernández MT, Strauss KW, Amaya M. Prevalence and risk factors of lipohypertrophy in insulin- injecting patients with diabetes, Diabetes Metab. 2013 Oct;39(5):445-53.
zuletzt bearbeitet: 21.10.2014
Neues zur Lipohyperthropie
- Carmen
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- Registriert: 10. März 2015 09:16
Neues zur Lipohyperthropie
Viele Grüße
Carmen
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Carmen
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- Inge
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Re: Neues zur Lipohyperthropie
Danke Carmen für die Recherche ! guter Artikel !
Viele Grüße
Inge
Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.
Jean Paul
Inge
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- Carmen
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Re: Neues zur Lipohyperthropie
5. Jul 2016, 12:45 » Inge hat geschrieben:Danke Carmen für die Recherche ! guter Artikel !
Danke, gern geschehen

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Carmen
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- Petra
- Administrator
- Beiträge: 15587
- Registriert: 13. Oktober 2013 13:41
Re: Neues zur Lipohyperthropie
Ich stell das auch hier noch mal rein:
Was mir noch im Kopf rumgeistert :
Wir hatten uns doch letztens über das Lymphproblem unterhalten.
Im Humanbereich setzt man dazu auch mal Homöopathie ein.
Falls du diese Seite noch nicht kennst (aus dem Humanbereich) :
[Du musst angemeldet sein um diesen Link zu sehen]
schau mal unter Schüßler Salzen - in der Tabelle ziemlich unten.
Da du ja eine THP kontakten wolltest, könntest du das doch mal mit ansprechen.
Was mir noch im Kopf rumgeistert :
Wir hatten uns doch letztens über das Lymphproblem unterhalten.
Im Humanbereich setzt man dazu auch mal Homöopathie ein.
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schau mal unter Schüßler Salzen - in der Tabelle ziemlich unten.
Da du ja eine THP kontakten wolltest, könntest du das doch mal mit ansprechen.
Viele Grüße
Petra
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Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
(Antoine de Saint-Exupery)
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