Kein guter Tag: TÄHAV ohne Aussprache im Bundesrat verabschiedet
02.02.2018
Kein guter Tag:
TÄHAV ohne Aussprache im Bundesrat verabschiedet
Heute, kurz vor 12 Uhr, hat der Bundesrat ohne Aussprache der Änderung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) mit großer Mehrheit zugestimmt. Nicht nur die Änderungsanträge des Agrarausschusses, auch ein vom bpt heftig kritisierter Entschließungsantrag wurden einfach durchgewunken. Weder die rechtlichen Bedenken des bpt fanden Berücksichtigung, noch wurden die offenkundigen fachlichen Fehler im Entschließungsantrag korrigiert. Auf beides hatte der bpt zuletzt noch einmal in einem Schreiben an die Ministerpräsidenten hingewiesen.
Aus Sicht von bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder ist das kein guter Tag für Tierärzte, Tierhalter und Öffentlichkeit. Für Tierärzte nimmt die Rechtsunsicherheit weiter zu und für Landwirte, Kleintier- und Pferdehalter verteuert sich künftig die antibiotische Behandlung ihrer Tieren erheblich, ohne dass damit ein Nutzen für die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden ist.
Die nun zu hunderten durchzuführenden Antibiogramme werden lediglich für die Einzelfallentscheidung genutzt, nicht aber um ein nationales Antibiotikaresistenz-monitoring auf die Beine zu stellen. Außerdem lenkt die Politik mit dieser Entscheidung von der Notwendigkeit ab, in anderen Bereichen handeln zu müssen. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist die Tiermedizin nämlich nur für einen kleinen Teil der Resistenzen beim Menschen verantwortlich.
Der bpt appelliert deshalb jetzt an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, die Verordnung nicht sofort in Kraft zu setzen, sondern zunächst noch einmal das Gespräch mit der Tierärzteschaft zu suchen.
Zum Nachlesen:
Die Empfehlungen der Ausschüsse
Quelle: [Du musst angemeldet sein um diesen Link zu sehen]
Was bedeutet das? :
Liebe Kundinnen und Kunden,
die Politik hat es wieder geschafft: Eine gute Sache wird per Gesetz zu einer schlechten Sache für die Bürger!
Die gute Sache: Es soll der Antibiotika-Einsatz bei Tieren reduziert werden, damit sich die Resistenzen nicht weiter ausbreiten und wir Menschen darunter leiden.
Was ist daraus geworden:
Wir Tierärzte müssen nun VOR dem Einsatz von bestimmten Antibiotika ein Antibiogramm machen (nicht bei allen, nur bei den modernen). Das heißt, wir nehmen eine Probe bei Ihrem Tier und schicken diese in ein Labor. Dort wird eine bakterielle Kultur angelegt und getestet, welche Bakterienart dort wächst und gegen welches Antibiotikum der Erreger empfindlich wäre. Soweit so gut.
Doch: Es dauert mindesten 4 Tage und SIE sind zusätzlich (!) 30 - 70 € ärmer.
Und: Keiner der Damen und Herren im Bundesrat wird uns sagen können, wie wir Ihren Liebling in diesen Tagen am besten behandeln. Wir Tierärzte dürfen bis zum Testergebnis nur ein älteres Antibiotikum nehmen, für das kein Test gemacht werden muss (weil es wegen Unwirksamkeiten in der Humanmedizin kaum noch genommen wird) und das dann HOFFENTLICH auch hilft. Egal, ob wir das für sinnvoll, wichtig oder gar lebensrettend ansehen.
Denn: Bis das Testergebnis da ist, ist Ihr Tier gesund oder.......
Wir sind mal auf die Durchführungsbestimmungen gespannt.
Wir melden uns, wenn es los geht.
Eines ist sicher: Gemeinsam werden wir alles dafür tun, dass Ihre Lieblinge NICHT unter dieser Gesetzgebung leiden müssen!
Ihre Tierarzt-Praxis Lutz Borghardt
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